Wo fängt Europa an, wo hört Europa auf?

Das sind große „Aushandlungsfragen“, deren Antworten beweglich sind. für die MOMENTANE Situation würde ich sagen

a) Europa fängt räumlich da an, wo es auch konzeptionell anfängt = im Süden; dann um das Trio Frankreich, Deutschland, Italien;

b) zu Europa gehören mehr Staaten/Kulturen als zur EU;

c) Europa hört im Osten und am Mittelmeer auf, sofern die politischen Gesellschaften kein Interesse an den „europäischen Werten“ haben

Europa ohne Italien wäre ...

undenkbar: wäre NICHT-Europa

Europa ohne Deutschland wäre ...

idem

Wo in Europa möchten Sie leben?

am Comer See

Mehr als nur ein Raum ohne Binnengrenzen?

☒ Ja, weil es ein zugleich gedanklicher & emotionaler Raum ist, mit langer Vergangenheit und starker Gegenwart von „Zusammengehörigkeit“, trotz Kriegen und Konflikten und nationalen Egoismen

☐ Nein, weil ...
             
☐ Vielleicht, weil ...

Was sind die größten Stärken der Europäischen Union?

Dass sie eine Gemeinschaft aus freier Entscheidung ist

In welchem Bereich wünschen Sie sich mehr, in welchem weniger Europa?

MEHR: Aussen- und Sicherheitspolitik; Gesundheitspolitik

WENIGER: in allen Felder, die subsidiär bürgernah besser als „top-down“ ausgehandelt werden können; in allen Feldern, in denen die Interdependenz von Entscheidung und Haftung nicht klar erkennbar ist

Was würden Sie als erstes tun, wenn Sie EU-Kommissionspräsident*in wären?

Informations- und Begegnungsprogramme auflegen, die die unterschiedlichen „nationalen Narrative“ (inkl. Kolonialvergangenheiten), die unterschiedlichen politischen Kulturen in Europa vorstellen, vermitteln

Was verabscheuen Sie in der Europapolitik am meisten?

wenn der Aufruf zu „Solidarität“ unscharf und polemisch eingesetzt wird, um zu verschleiern, dass es meistens um handfeste „Interessen“ geht, die ausgehandelt zu werden verdienen

Stellen Sie sich vor, Sie sind US-Präsident*in: Was erwarten Sie von Europa?

Dass Europa mutiger zu seiner Kultur und seinen Werten (Selbstkritik eingeschlossen!) steht; seine Qualität als „Lerngemeinschaft“ herausstellt; verteidigungspolitisch und aussenpolitisch wirklich europäisch-gemeinschaftlich agiert. Manchmal scheint es das „divide et impera“ den USA, Russland und China leichter zu machen, die jeweiligen Interessen gegen die Europäer auszuspielen. Aber es sind kurzfristige Erfolge in einer extrem fluiden Ära; daher wäre ein Europa mit EINER gewichtigen Stimme besser

Welche Europäerin oder welchen Europäer möchten Sie gerne persönlich kennenlernen?

Joachim Gauck

Ihr Vorschlag für ein Leitmotiv für die Europäische Union der Zukunft?

Füreinander – Miteinander: Darauf ist Verlass

Welches Kunstwerk von europäischer Bedeutung fällt Ihnen spontan ein?

Giottos Fresken in der Scrovegni-Kapelle in Padua

Ihr Vorschlag für eine Erkennungsmelodie der Europäischen Union?

Schiller/Beethovens „Ode“ scheint mir doch gut zu passen

Ohne die folgenden drei Dinge wäre Europa für mich nicht Europa:

1. Verbindlichkeit von Recht und Verträgen

2. Widerstand gegen jede politisch-ideologische „Schließung“ von öffentlichen Diskursen

3. beständiges Bemühen, individuelle Freiheit und Gemeinwohlerfordernisse miteinander zu versöhnen