Wo fängt Europa an, wo hört Europa auf?

Europa als Begriff ist ein Kontinent, die geographischen Grenzen sind historisch und praktisch durchlässig. Abzugrenzen sind Europäische Union, europäische Kooperation etc – dies sind Begriffe, mit denen konkret argumentiert werden kann wohingegen der Begriff „Europa“ diffus bleibt.

Europa ohne Italien wäre ...

Ist Europa als Kulturraum, geschichtlich oder als politischer Raum gemeint? Europa ohne Italien ist, generell, nicht Europa – das hieße eine Neudefinition des Kontinents. Ein Austritt Italiens aus der EU wäre ebenfalls eine grundlegende Veränderung der EU und es wäre zweifelhaft, ob die EU als Kooperationsraum bestand hätte, wenn Italien als großes Gründungsmitglied nicht mehr Mitglied wäre – es wäre eine Richtungsentscheidung und die Gründe für den Austritt wären entscheidend. Ich sehe aber momentan gar keine Option, dass Italien aus der EU austreten würde.

Europa ohne Deutschland wäre ...

Hier gilt das Gleiche.

Wo in Europa möchten Sie leben?

Darauf habe ich keine generelle Antwort – ich habe für längere Perioden an verschiedenen Orten in Europa gelebt und liebe sie alle. Die Gründe, an einem bestimmten Ort zu sein, waren immer extern zu Ort – ergo, ich möchte da leben, wo ich mit meiner Familie eine Auskommen habe, eine gute Stelle und die anderen auch. Dazu bietet Europa unendlich viel Orte.

Mehr als nur ein Raum ohne Binnengrenzen?

☒ Ja, weil es ein Kontinent mit Geschichte, ein Kulturraum, ein sozialer Raum, … und noch viel Mehr ist.

☐ Nein, weil ...
             
☐ Vielleicht, weil ...

Was sind die größten Stärken der Europäischen Union?

Kooperation zu ermöglichen, Kooperation zu befördern, Kooperation einzufordern.

In welchem Bereich wünschen Sie sich mehr, in welchem weniger Europa?

Den Begriff „mehr / weniger Europa“ halte ich für irreführend. Ich bin überzeugt, dass wir vor allem im Bereich der Rechtsstaatlichkeit mehr Kooperation und auch konfliktreiche in den EU-Gremien brauchen. Sinnvoll weniger Kooperation im Rahmen der EU ist im Detail schwer dingfest zu machen. Grundsätzlich glaube ich aber, dass die Befähigung der Stellen mit großer Bürgernähe – v.a. kommunale und regionale – in vielen Aspekten gestärkt werden sollten, das zeigt sich im Umgang mit Covid-19 in Deutschland beispielhaft – Gleiches trifft auf Lösungen in der EU zu (und geht über reine Subsidiarität hinaus).

Was würden Sie als erstes tun, wenn Sie EU-Kommissionspräsident*in wären?

Mein „Haus“ kennenlernen (also die, die in der Kommission arbeiten), den/die Präsident/in des Rates treffen, und vor all dem im EP sprechen.

Was verabscheuen Sie in der Europapolitik am meisten?

Dass sie fast ausschließlich durch nationale Regierungen legitimiert wird, da diese die zentralen Sprecher/innen sind. Das ist aber eine analytische Schlussfolgerung, die ich für hinderlich für ein demokratisches Gelingen halte – „verabscheuen“ ist hierfür der falsche Begriff, wirklich verabscheuen … tu ich maximal gewissen Umgangsarten mit Orban. Das sind aber  Entscheidungen von Politiker:innen – nicht „die Europapolitik“.

Stellen Sie sich vor, Sie sind US-Präsident*in: Was erwarten Sie von Europa?

Mehr Ausgaben für Militär / NATO. Einen – in vielen Punkten – gleichgesinnten Partner.

Welche Europäerin oder welchen Europäer möchten Sie gerne persönlich kennenlernen?

Simone Veil.

Ihr Vorschlag für ein Leitmotiv für die Europäische Union der Zukunft?

Ich finde „Einheit in Vielfalt“ ganz gut. Braucht nicht geändert werden – ist aber das EU Motto, obschon aus den Verträgen gestrichen.

Welches Kunstwerk von europäischer Bedeutung fällt Ihnen spontan ein?

Mona Lisa – Sonnenblumen – Säule Marc Aurel – Beethovens 9te – Notre Dame …

Ihr Vorschlag für eine Erkennungsmelodie der Europäischen Union?

Auch hier finde ich die inoffizielle Hymne der EU ganz passend.

Ohne die folgenden drei Dinge wäre Europa für mich nicht Europa:

1. Vielfalt von Küchen, Weinen und Geschmäckern

2. Die unglaubliche Dichte, in der auf dem Kontinent Menschen und Länder beisammen sind

3. Die Menschen